Regelkarten / Qualitätsregelkarten (QRK)

Regelkarten, bzw. Qualitätsregelkarten (QRK), auch bekannt als Kontrollkarten oder Shewhart-Karten, sind ein zentrales Werkzeug in der Qualitätskontrolle und Prozessverbesserung. Diese grafischen Darstellungen ermöglichen es Unternehmen, die Leistung eines Prozesses oder Produkts im Laufe der Zeit zu überwachen und Abweichungen von den festgelegten Standards frühzeitig zu erkennen. Entwickelt von Walter A. Shewhart in den 1920er Jahren, dienen Qualitätsregelkarten dazu, Daten aus Stichproben zu visualisieren und Trends, Muster oder Anomalien zu identifizieren. Sie sind besonders nützlich in der Fertigungsindustrie, aber auch in anderen Bereichen, in denen Qualitätsmanagement von entscheidender Bedeutung ist. Die Anwendung von Qualitätsregelkarten hilft Unternehmen, ihre Prozesse effizienter zu gestalten, Fehler zu minimieren und die Gesamtqualität ihrer Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern.

Auswahl der richtigen Regelkarte

Entscheidungsbaum QRK

Auswahl Regelkarten
Abb. 1 : Assistent aus sixsigma4me

Übersicht der Regelkarten

  1. I/MR-Karte (Individuen/Moving Range-Karte):
    • Besteht aus der I-Karte (Individuenkarte) und der MR-Karte (Moving Range-Karte).
    • I-Karte verfolgt die individuellen Messwerte in einer Stichprobe und überwacht die mittlere Prozessleistung.
    • MR-Karte überwacht die Größen der Bewegungsbereiche zwischen aufeinanderfolgenden Messwerten in den Stichproben und bietet Informationen zur Prozessvariabilität.
  2. X-Bar und R-Karte (Durchschnitt und Reichweite):
    • Kombination von zwei Karten zur Überwachung der mittleren Prozessleistung und der Variabilität.
    • X-Bar-Karte verfolgt den Durchschnitt der Stichprobenmittelwerte.
    • R-Karte überwacht die Reichweite (Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Messwert) in den Stichproben.
  3. X-Bar und S-Karte (Durchschnitt und Standardabweichung):
    • Ähnlich wie die X-Bar und R-Karte, jedoch mit der Standardabweichung (S) anstelle der Reichweite.
    • X-Bar-Karte verfolgt den Durchschnitt der Stichprobenmittelwerte.
    • S-Karte überwacht die Standardabweichung der Stichproben.
  4. C-Karte (Anzahl der Vorkommen-Karte):
    • Überwacht die Anzahl der Vorkommen eines bestimmten Ereignisses in Stichproben.
    • Geeignet für Prozesse, in denen die Anzahl der Vorkommen von Interesse ist, wie z.B. Fehler pro Einheit.
  5. U-Karte (Durchschnittliche Anzahl-Karte):
    • Verwendet für diskrete Qualitätsmerkmale.
    • Überwacht die durchschnittliche Anzahl von Fehlern pro Einheit in Stichproben.
    • Besonders hilfreich für Prozesse mit variablen Stichprobengrößen.
  6. NP-Karte (Nichtproportionale Karte):
    • Verwendet für diskrete Qualitätsmerkmale.
    • Überwacht die Anzahl von defekten Einheiten in Stichproben, nicht in Prozent.
    • Nützlich für Prozesse mit festen Stichprobengrößen.
  7. P-Karte (Prozentanteilskarte):
    • Verwendet für diskrete Qualitätsmerkmale.
    • Verfolgt den Prozentsatz von defekten Einheiten in Stichproben.
    • Hilft, Veränderungen in der defekten Rate frühzeitig zu erkennen.

Weitere Regelkarten

  1. EWMA-Karte (Exponentiell gewichtete gleitende Durchschnittskarte):
    • Erkennt Trends in den Prozessdaten durch die Verwendung eines exponentiell gewichteten gleitenden Durchschnitts.
    • Empfindlicher gegenüber kleinen Veränderungen im Vergleich zu herkömmlichen Regelkarten.
  2. CUSUM-Karte (Kumulative Summenkarte):
    • Überwacht kumulierte Abweichungen von den Zielwerten.
    • Entwickelt, um kleine Veränderungen im Prozess frühzeitig zu erkennen.
    • Effektiv bei der Identifizierung von Trendverschiebungen.